Stück

Nicht nur zur Weihnachtszeit

Prosa von Böll Heinrich

Bereich Erwachsene
Sprache Deutsch, Hochsprache
Charakter Kein Charakter
Darstellungsort Kein Ort
Thema Weihnachten
Verlag Deutscher Taschenbuchverlag
Inhaltsangabe Es geht um „Verfallserscheinungen“ in der Verwandtschaft des Ich-Erzählers. Diese nehmen ihren Lauf um Lichtmess 1947 herum, als sich die Tante Milla des Erzählers nicht von ihrem Christbaum trennen will und unausgesetzt schreit, als das Requisit abgeschmückt wird und aus dem Wohnzimmer entfernt werden soll. Nachdem Mediziner ohne Erfolg zu Rate gezogen worden sind, findet endlich Onkel Franz, Gatte der Tante, die Lösung. Onkel Franz verordnet der Tante Milla mit nachhaltigem Erfolg eine „Tannenbaumtherapie“. Es wird nun praktisch über zwei Jahre hinweg jeden Abend – also Winter wie Sommer – Heiligabend gefeiert mit allem Drum und Dran, also mit dem Baum, einem täglich „Frieden, Frieden, Frieden“ flüsternden Weihnachtengel usw. Die verkehrte dramatische Situation: Die alte schrullige Tante Milla geht als einzige in der Verwandtschaft unbeschädigt - abgesehen von ihrem Weihnachtsfimmel – aus der Dauerweihnacht hervor. Äußerlich gesund und munter aussehend, feiert sie mit dem pensionierten Geistlichen aus der Nachbarschaft und den später eigens engagierten Mimen. Kurz zum Verlauf der Feier: Zuerst werden nach Monaten die Erwachsenen des Spekulatiusknabberns überdrüssig. Die o.g. Verfallserscheinungen äußern sich in unterschiedlicher Form. Fremdgehen, Tobsuchtsanfall, Auswanderung ganzer Familienteile in das äquatoriale Afrika und sogar Konversion vom Katholizismus zum Kommunismus kommen vor. Mit der Zeit lassen sich die Verwandten des Abends einer nach dem anderen bei Tante Milla durch arbeitslose Schauspieler vertreten. Ein erwerbsloser Inspizient bringt zuletzt die Abendveranstaltung monatelang klaglos über die Bühne. Schließlich müssen die Kinder durch Wachspuppen ersetzt werden. Jener Verfall ist unaufhaltsam. Zuletzt wird Onkel Franz nach dem Fremdgehen auch noch lebensmüde, und ein Vetter des Erzählers, Boxer von Beruf, geht als Laienbruder in ein Kloster.