Stück

"Seymour"

Schauspiel von Lepper Anne

Bereich Erwachsene
Sprache Deutsch, Hochsprache
Eignung Erwachsene
Charakter ernst
Besetzung 5 gesamt / 1 weiblich / 4 männlich
Darstellungsort Stilbühne
Thema Individuum
Spieldauer 100 min
Verlag schaefersphilippen
Inhaltsangabe Fünf dicke Kinder in einem Heim in den Bergen. Der abwesende Dr. Bärfuss hat akribische Regeln aufgestellt für die »Kur«, mit deren Hilfe die Kleinen abspecken und vielleicht wieder zu richtigen Menschen werden sollen. Alle Hoffnungen richten sich auf die Ankunft des Doktors, der den erzielten Kurerfolg bescheinigen wird und so endlich die Heimkehr ermöglichen soll. Bis dahin ist Durchhaltewillen gefragt. Mit rührender Eisernheit wiederholen die Kleinen mantraartig die Lehrsätze des Dr. Bärfuss, ermahnen einander, überwachen sich regelrecht, aller auch ihnen dämmernden Unsinnigkeit des Unterfangens zum Trotz. Als Leitbild dient der auf einem Diwan liegende Sebastian. Der ist wunderbar dünn - allerdings auch tot. Die Abgeschiedenheit und Lieblosigkeit dieses Exils setzen allen schwer zu. Max bringt sich um. Auch Leo, dem Neuankömmling, fällt es schwer, sich in die Absurdität einzufinden, und ihm macht zusätzlich zu schaffen, daß daheim der dünne Cousin Seymour seinen Platz eingenommen hat. Denn er zweifelt insgeheim daran, daß Seymour tatsächlich wieder geht, wenn er selbst geläutert und verdünnt wieder heimkehrt. Zuletzt kommt der schurkische Bärfuss nicht, sondern flüchtet in der Ferne auf Skiern vor der Polizei. Eltern und Vormunde rufen auf dem beinahe vergessenen Telefon an, nur um zu sagen, daß es leider für alle Kinder dünnen Ersatz daheim gibt. So bleibt am Ende nichts als adipöse Einsamkeit nahe der Baumgrenze. Anne Lepper hat mit SEYMOUR eine schräge Parabel geschrieben. Diese fetten Kinder, mit denen wir vordergründig nichts gemein haben, wachsen sich aus zu prototypischen Leidensgestalten modernen Seins. Malträtiert von obskuren Handlungsanweisungen und Heilsversprechen, schleppen sie sich hin auf einem Weg, von dem sie selber ahnen, daß er nie im Leben zum Ziel führen kann. Dabei machen sie sich durchaus das Leben auch gegenseitig zur Hölle. Gleichzeitig führt uns das Schicksal dieser »Aussortierten« vor Augen, welches Glück im Einfachsten liegt, jenen Dingen, von denen diese Kinder in ihrem alpinen Gefängnis abgeschnitten sind.