Stück

heiner 1 - 4 (engel fliegend, abgelauscht)

Schauspiel von Kater Fritz

Bereich Erwachsene
Sprache Deutsch, Hochsprache
Eignung Erwachsene
Charakter ernst/ironisch
Besetzung 13 gesamt / 4 weiblich / 9 männlich
Darstellungsort Stilbühne
Thema Individuum
Spieldauer 100 min
Verlag henschel SCHAUSPIEL
Inhaltsangabe "Bildbeschreibung“, "Discorsi“, "Try out“ und "Abschied“ lauten die Überschriften, unter denen sich das vierteilige Stück seiner Titelfigur Heiner Müller nähert – dem Liebenden, dem politischen Dramatiker, dem Theaterleiter und dem vom Tod gezeichneten Vater einer kleinen Tochter. Im ersten Teil blättert ein offenbar verliebtes Paar in einem Bildband. Der Mann lässt die Frau die Fotos beschreiben; ihr frischer Blick und sein Wissen ergänzen einander. Das Buch, in dem sich die beiden spiegeln, ist das gemeinsame Selbstporträt von Heiner Müller und seiner Frau Brigitte Maria Mayer, "Der Tod ist ein Irrtum". In "heiner 2“ kommt der Schriftsteller und Intellektuelle zu Wort, der den essayistischen Dialog sucht und um den die Feuilletons buhlen. In Müllers Gesprächen und Interviews aus den neunziger Jahren konturieren die "Discorsi" die Figur des Künstlers nach dem Ende der DDR und seine Erfahrung, dass die "Differenz zwischen Leben und Werk immer größer wird.“ "heiner 3“ ist eine satirische backstage comedy über ein Theater, das verzweifelt auf das neue Stück seines Hausautors wartet – kein Geheimnis wird daraus gemacht, dass es sich um das Berliner Ensemble und sein historisches Personal handelt. Ein eiliger "Try out" für die lokale Presse soll neugierig machen, der Dramaturg stellt eine Digest-Fassung her, der Theaterdirektor lässt einen Berg aus dem Fundus zum Vulkan absägen und zwei Jungintendanten konkurrieren um die Inszenierung – wer fehlt, ist der Autor. Er verlässt im letzten, "Abschied" genannten Teil, das Theater und tritt in eine Landschaft aus Traum, Erinnerung und Neuberliner Wirklichkeit. Ein Mädchen begleitet ihn, vielleicht seine Tochter. Ein Rollstuhlfahrer schließt sich ihnen an, vielleicht ein Kriegsversehrter. Das schreibende Ich endet auf einem Floß in der eisigen Spree, die es vorbei am Theater aus der Stadt hinausträgt. Es ist Andrej Platonows so realistischer wie düster phantasmagorischer Roman "Die Baugrube“, an den die Motive, die Figuren und der Ton in "heiner 4" erinnern. Die Übermalung des Platonow-Romans entschlüsselt "heiner 1-4" als sehr persönliches Fritz Kater-Stück. Denn dessen inszenierendes Alter Ego Armin Petras brachte "Die Baugrube" 1996 auf die Bühne des Berliner Ensembles – drei Monate nach Heiner Müllers Tod.