Stück

Mayerling

Schauspiel von Franzobel

Bereich Erwachsene
Sprache Deutsch, Hochsprache
Eignung Erwachsene
Charakter modern
Besetzung 10 gesamt / 5 weiblich / 5 männlich
Darstellungsort Spezieller Ort innen
Thema Gesellschaft
Spieldauer 120 min
Verlag Thomas Sessler Verlag
Inhaltsangabe Doppelter Selbstmord im kaiserlich-königlichen Panoptikum: Franzobel rollt in MAYERLING den Habsburger Skandal neu auf und rückt ihn in ein literarisch hochwertiges Trash-Ambiente, in dem die sattsam bekannten ProtagonistInnen aus heutiger Perspektive Historisches erleben. Da ist ein immer zugekokster, völlig verstiegener, feier- und sexsüchtiger Kronprinz Rudolf, der die Prostituierte Mizzi, die der Kaiser Franz Joseph versehentlich für eine Fleischhauerin hält, nicht dazu überreden kann, mit ihm zusammen das Zeitliche zu segnen. Ein fanatisches Groupie-Girl namens Mary Vetsera kommt gerade recht: Mit ihren 17 Jahren hat sie körperlich einiges zu bieten und ist natürlich auch im richtigen Alter, um für ihren Angebeteten zu sterben. Kaiserin Sisi ist magersüchtig, hypochondrisch und immer darauf bedacht, sich nicht anzustecken. Als die fettleibige Prinzessin Stephanie ihr erzählt, dass im Umkreis des Kronprinzen der Tripper grassiert, will sie gleich einen Abgang machen. Ansonsten ist sie hauptsächlich mit ihrer Hutschachtel beschäftigt, in der der Kopf von Heinrich Heine steckt, mit ihren schwindenden Kilos und ihrer allumfassenden Abneigung gegen ihren Gemahl. Der hingegen besticht hauptsächlich durch den Elefantenton, den er immer von sich gibt, bevor er spricht, so wie beim Schnäuzen, nur ohne Schnäuzen, durch seine stereotype Meldung, dass er der Meinung sei, Kathargo gehöre vernichtet, und durch die Verzweiflung, in die ihn seine Frau und in die er seine Mätresse stürzt, indem er letztere zu unmöglichen Zeiten (4:30 in der Früh) zum Geschlechtsverkehr bestellt. Kronprinz Rudolf besiegt seine Todessehnsucht und beschließt, für das Volk und gegen den Vater in den Kampf zu ziehen – aber er hat die Rechnung ohne Mary Vetsera gemacht. Die ist nach einer Abtreibung geschwächt und klammert sich umso mehr an den Mythos des Füreinander-in-den-Tod-Gehens. Die Waffen hat sie dabei: So ein Pech für die Diener Loschek und Bratfisch! Die haben jetzt nur noch einmal Gelegenheit, dem Kronprinzen durchs Schlüsselloch beim Oaschpudern zuzusehen. Graf Hoyos überbringt die schreckliche Nachricht: Mary Vetsera erschossen, der Kronprinz tot, sein Schädel zertrümmert… Die kaiserlich-königliche Trauer hält sich in Grenzen. Wär also alles geklärt, wenn Hoyos nicht in der letzten Szene seinen Bart abnehmen würde um, jetzt klar als Kronprinz Rudolf erkennbar, zu versuchen, seine Mizzi zur Flucht nach Südamerika zu überreden: Mizzi. Wie die Vögel werden wir dort leben, frei und unerkannt und ohne Zeremonien - wie die Wilden. Fliegen werden wir. Wir werden uns erheben und die Welt ganz klein sehen, klein, wie sie auch ist.