| Inhaltsangabe |
Ein ehemaliges Kasernengebäude, jetzt Mietshaus, im Berlin der Jahrhundertwende. In dem heruntergekommenen Gebäude bewohnen der Maurerpolier Paul John und seine Frau ein bescheidenes Zimmer. Im Dachgeschoss hat der ehemalige Theaterdirektor Harro Hassenreuter seinen Kostümfundus untergebracht und gibt privaten Schauspielunterricht. Während an diesem Sonntag Hassenreuter eine junge Schauspielerin zum Rendezvous auf dem Dachboden erwartet, hat Frau John etwas Wichtiges mit dem Dienstmädchen Pauline Piperkarcka zu besprechen: Die schluchzende Pauline ist hochschwanger von ihrem Bräutigam verlassen worden, und Frau John bietet sich nicht ganz uneigennützig als rettender Engel an. Sie will Paulines Kind als ihr eigenes aufziehen und sie dafür finanziell entschädigen. John, der ein ganzes Jahr auf Baustelle in Hamburg war, glaubt seiner Frau die Geschichte von Schwangerschaft und Hausgeburt ohne weiteres. Beide sind besonders glücklich über den Nachwuchs, da ihnen vor drei Jahren ein Kind im Säuglingsalter gestorben ist. Aber das Glück währt nicht lange: Pauline Piperkarcka, von schlechtem Gewissen geplagt, hat die Geburt doch noch auf dem Standesamt gemeldet und will ihr Kind zurückhaben. Während sich unten im Haus eine Tragödie um das Kind der Piperkarcka anbahnt, liefert sich im Dachgeschoss Harro Hassenreuter heftige Wortgefechte mit seinem vorlauten Schauspielschüler Erich Spitta. Dieser, ein verkrachter Theologe, vertritt zum Entsetzen seines Lehrers eine naturalistische Bühnenpraxis und will von Schiller und Goethe nichts wissen. Frau John unternimmt inzwischen verzweifelte Anstrengungen, ihr erschwindeltes Glück zu retten. Sie versucht, der Piperkarcka das Kind der Nachbarin unterzuschieben. Als das misslingt, beauftragt sie ihren Bruder, den zwielichtigen Bruno Mechelke, die Piperkarcka einzuschüchtern. Das Mädchen wehrt sich jedoch heftig und wird von Bruno ermordet. Frau Johns Lügengebäude stürzt ein. Bevor sie festgenommen werden kann, läuft sie auf die Straße und wirft sich in den rollenden Verkehr.
Gerhart Hauptmann verarbeitete hier die Erfahrung seines eigenen Schauspielunterrichts, den er im Winter 1884/85 bei Alexander Heßler nahm - in einer ehemaligen Kaserne in der Berliner Alexanderstraße. Die Baufälligkeit des Gebäudes und die Ratten, die an seiner Substanz nagen, deuten auf die Verfallserscheinungen in der Gesellschaft des Kaiserreichs. |
