Doktormutter Faust
Schauspiel von Aydemir Fatma
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Was muss sich in dieser berühmten Geschichte ändern, damit sie fürs Theater relevant bleibt? An dieser Geschichte vom genialen Dr. Faust, der aus seiner Weltüberdrüssigkeit heraus einen Pakt mit dem Teufel eingeht und schließlich das Leben einer jungen Frau auf dem Gewissen hat. Das fragen sich die Theaterdirektorin, die lustige Person und die Dichterin und beschließen, aus der Gretchenfrage die Konsensfrage zu machen. Aber wo Wissen und Hierarchien sind, sind auch Macht und potenzieller Machtmissbrauch anwesend. Und wo politische Repression regiert, sind Widerstand und Verrat nicht weit. Dr. Margarete Faust wird Ziel einer Hetzkampagne und soll von ihrem Lehrstuhl für Genderstudies suspendiert werden. In einem Deutschland, in dem eine rechte Regierung das Recht auf Abtreibung abgeschafft hat, soll Faust einer Studentin geholfen haben, ihre ungewollte Schwangerschaft im Ausland zu beenden. Und so wird die Professorin, die ihr Leben der Arbeit gewidmet hat, trotz oder gerade wegen ihres Kultstatus zur Zielscheibe des Populismus und steht vor dem Ende ihrer Karriere. Dieses erschütterte Selbstbild nutzt Mephisto als Einfallstor, um ihre Selbstwahrnehmung auf ihren Körper und seine Bedürfnisse umzulenken. Faust sehnt sich danach, im Augenblick zu verweilen. Und so schleust Mephisto ein ganz anderes Gretchen in diese Geschichte ein und Faust muss sich den Fragen nach der eigenen Korrumpierbarkeit und den Grauzonen des Begehrens stellen. Selen Kara und Christina Zintl, die neuen Intendantinnen des Grillo Theater Essen, haben Fatma Aydemir, deren Erfolgsromane Ellbogen und Dschinns vielfach fürs Theater adaptiert wurden, mit einer Faust-Neuschreibung beauftragt. Fatma Aydemirs Debütstück entwirft so schlagfertige wie eindringliche Figuren, die sie gekonnt immer weiter in ein konsequent verdichtetes Beziehungs- und Handlungsgeflecht hineinschreibt. Doktormutter Faust durchleuchtet den klassischen Faust-Stoff mit feministischem Blick und unter kritischer Beobachtung zweier gegenwärtiger Tendenzen: dem Personenkult emanzipatorischer Bewegungen und der zunehmenden Gefahr des rechten Populismus.